Beastie Boys

Wer den Crossover erfunden hat, diese Frage wird wohl kaum jemals beantwortet werden können. Die vorherrschende Musik der heutigen Jugend (neben dem Soft-Scheiss der Boy- und Girlgroups) ist eigentlich einfacher als einfach. Ein total Bescheuerter schreit und rappt sich die Eier aus dem Leib, ein bekiffter Gitarrist vergewaltigt seine "Axt" und ein langhaariger Drummer macht sein abendliches Training. Der Sound der schwarzen Ghettos, Rap, und der Metal der weissen freizeitbesessenen Mittelschicht-Jugend wurden schon lange vor den Snöbern verschmolzen.

Urheber der Idee waren wohl Run DMC, die den abgetakelten Aerosmith-Hit "Walk this way" remixten, und zu neuen Erfolgen führten. Der Dancesound kam an. Und nur knapp danach erschien der programmatische Hardrap-Song "Fight for your right to party!". Die Macher waren drei Midclass-Jungs aus wohlhabendem Elternhaus, deren Kopf Adam Horowitz der Sohn des bekannten Dirigenten ist. Ad Rock und seine Bros hatten sich mit dem Run DMC-Produzenten Rick Rubin zusammengetan und 1986 ihre erste Scheibe aufgenommen. Mit dem Hit begannen sie eine Karriere, die mit weiteren wie "No sleep till Brooklyn" und der Single "Sabotage" ihre weiteren Höhepunkte hatte.

"Licensed to ill" war ein damals so richtig bestialisches Album, und ein Schatz für viele Freunde der "harten" Musik. Die Jungs waren wild, böse und überhaupt unakzeptabel. Sie wetterten auf der Bühne herum, bespritzten das Publikum mit Bier und riefen Chicks auf die Bühne, die in einem Käfig fast hüllenlos erotische Tänze aufführten. Die Jungs galten von Anfang an als hart und brutal. Und ihre Konzerte waren deshalb schon immer begehrt. Trotzdem wurden sie mit den Folgealben "Paul's Boutique" und "Ill communication" immer musikalischer und reifer. Den "schlechten" Ruf aber haben sie behalten, nicht zuletzt auch dank ihren immer gelungeneren Videos.

Heute sind die Beasties gemachte Leute. Sie haben das verdiente Geld nicht einfach nur versoffen, sondern es in ein eigenes Label und Kleidergeschäfte investiert. Sie produzieren jetzt junge Bands, die elf Jahre danach vom BB-Schlachtruf "Fight for your right to party!!!" profitieren können.

Marc Aebersold